Hallo Zusammen, heute habe ich wieder ein Interview inkl. Buchvorstellung für euch. Und zwar hat die Autorin Kathrin Schobel meinen neugierigen Fragen beantwortet:
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Pure Verzweiflung. Wenn in einem Kopf Tagträumerei, Kreativität und ein ungesunder Geltungsdrang zusammenkommen, fängt glaube ich jeder irgendwann an, zu schreiben. Klar gibt es würdige Alternativen, zum Beispiel Zeichnen oder Designen, aber mir ist schnell aufgefallen, dass ich nur durch Worte ungefähr das auskotzen kann, was ich im Kopf habe.
Wie kann man sich deine Recherche-Arbeit vorstellen?
Meine Recherche-Phasen definieren sich dadurch, dass mein Kopf eins mit meinem Computer wird. Du kennst diese Menschen, die überfordert den Kopf schütteln, wenn sie einen überladenen Desktop sehen? Genau das. Tausend Tabs offen, alles halb angefangen und nie beendet, kaum verständliche Listen von Stichpunkten und einem zwanglosen GOOGLE IT!! darunter. Der Prozess funktioniert dann so, wie andere Leute YouTube benutzen. Ich klicke auf was, und dann auf das nächste, und dann auf das nächste, und irgendwann finde ich mich dabei wieder, ein Tutorial darüber zu gucken, wie man sich am besten mit seinem Furby anfreundet.
Am Ende habe ich dann einen Mount Everest von Informationen, die zu 80% nichts mehr mit der Originalsuche zu tun haben, aber geil sind. Da filtere ich mir dann raus, was ich brauche.
Was ist dir am wichtigsten bei deinen Büchern?
Ich würde lügen, wenn ich die klassische Schiene fahren würde. Ja, sicher möchte ich meine Geschichten mit anderen teilen und Menschen dazu bringen, „was zu fühlen“. Hauptsächlich bin ich aber sehr dahinter, ihnen mal was Originelles zu bieten. Irgendwann kann man dem Alltag auch nicht mehr entkommen, wenn man immer nur die gleichen 3 Narrativen liest mit mal mehr, mal weniger farbigen Nebencharakteren. Momentan taste ich mich noch ran, aber ich weiß, dass ich früher oder später anfangen werde, Dinge zu schreiben, die selbst meine Mutter nicht mehr lesen will (und die hat sich schon Einiges für mich angetan).
Worum geht es in einem ersten Buch und wie bist du auf die Idee dazu gekommen?
Mein erstes Buch ist eine dieser klassischen 3 Narrativen. Mit leichten Abweichungen. Eigentlich war es mehr so was wie ein Unfall, und Schuld daran ist ein ziemlich gutaussehender Kerl, der während meiner Zeit als Schülerjobberin im Dorf-Supermarkt regelmäßig mit seiner Mutter vorbei kam. Lange Haare, Bart, lässiger Country-Rock-Chick. Macht sich sicher gut als Buchcharakter, dachte ich mir. Aus dem Rest meiner Stammkunden habe ich mir meine Lieblinge raus gepickt und ihnen Charakterkonzepte verpasst. Eine Woche später ist das erste Kapitel entstanden, und nach langer Schreibpause schließlich mein erstes Buch.
Aus dem namenlosen Schönling wurde für mich Don Sullivan, draufgängerischer Cowboy, Kettenraucher und Kopfgeldjäger. Die fantastische Welt, in der er lebt, ist ein Salat aus allen Zutaten, von denen ich dachte, dass sie zusammen schmecken könnten. Wild Wild West, Steampunk, monströse Killerinsekten, Hunger Games und ein bisschen Christentum, das kommt immer gut. Don Sullivan und Freunde werden in ein Abenteuer um mysteriöse Steckbriefe und die Kinder der Sieben Todsünden involviert, finden Freunde, Feinde und eine Menge dazwischen.
Kollege aus dem Supermarkt, wenn du das liest, schreib mir und du kriegst eine gratis Ausgabe von mir.
Hast du Beta-Leser? Wenn ja, wer ist das?
Mancher lernt erst beim Schreiben, wie er aus Mist Gold machen kann. In meinem Fall ist der Mist mein unglaublich schlechtes Gedächtnis für alles in meinem Leben, und mein Gold die Tatsache, dass ich dadurch selbst mein bester Beta-Leser bin, wenn ich mein Zeug lange genug nicht anrühre.
Inwieweit haben diese Einfluss auf deine Texte?
Ich habe eine Allergie gegen Menschen, die ein Problem mit Veränderungen haben. Die äußert sich in tränenden Augen, einer juckenden Nase und meinem starken Drang, selbst immer im Wandel zu bleiben. Wenn ich nach einer langen Pause also meine Texte verbessere, ein mal, zwei mal, bekommen sie immer eine neue Nuance von der Persönlichkeitsphase, in der ich gerade stecke. Meistens verträgt sich das ganz gut und ich bin am Ende zufriedener damit.
Hast du einen Lieblingsplatz zum Schreiben?
Keinen ganz speziellen, aber die Obergruppe würde ich „Unbekannte Orte“ nennen. Wenn mein Kopf mit einem Platz zum Schreiben zu vertraut wird, leidet meine Kreativität darunter und ich kenne irgendwann einfach zu viele Möglichkeiten, mich abzulenken. Wenn meine Konzentration nicht will, muss es ein ruhiger Ort sein, zum Beispiel meine Uni-Bibliothek, in die ich ansonsten eher selten einen Fuß setze. Wenn ich fit und wach bin, dann sind Cafés und Restaurants perfekt. Gerade jetzt sitze ich in Spanien bei Starbucks und ignoriere die bösen Blicke der Menge an Gästen, weil ich schon seit mehreren Stunden diesen Tisch blockiere.
Was liest du selbst gerne?
„Ich lese nicht wirklich“ – „Wie, aber du schreibst doch selbst Bücher“
Wie oft ich diese Konversation schon hatte. Gut, ein bisschen kann ich die Bestürzung verstehen, von einem Studenten für Literatur- und Kulturwissenschaften erwartet man dann doch irgendwie, dass er gern liest. Und was ich für mein Studium brauche, lese ich auch, aber ansonsten gibt es mir nicht viel, mich den übrigen Tag mit den Fantasien anderer Leute zu beschäftigen, wenn ich selbst zu viel habe, das ich noch in Worte verpacken muss.
Was ist dein Lieblingsgenre?
Tatsächlich bin ich eher der Fan von Filmen, wo ich beinahe alles mag, außer American Comedy, zu weiche Romanzen und Dinge mit Deus ex Machina Happy Endings. Wenn ich dann mal lese, bin ich aber großer Fan von Mystery, Meta-fiction und wie auch immer man das Genre nennt, das Chuck Palahniuk schreibt.
Macht dir das Schreiben immer Spaß?
Stell dir den Wolf und die sieben Geißlein vor. Macht es dem Wolf Spaß, Kreide zu fressen? Wenn er sehr hungrig ist, vielleicht, ansonsten wohl eher nicht. Aber wenn er dadurch am Ende eine so feine Stimme erhält, dass man ihm die Tür öffnet und er alle Geißlein genüsslich fressen kann, dann war es ihm das wohl wert.
Was sind deine nächsten Pläne?
Mehr schreiben, regelmäßiger schreiben, Dinge schreiben, die die Leser nicht vergessen, sobald der nächste Marvel Blockbuster rauskommt. Ich habe „erst“ drei Mainuskripte fertig, und nur in einem Steckt etwas, das ich großzügig als „Stück meiner Seele“ bezeichnen kann. Ich glaube nicht an die Seele. Trotzdem geht mir meine auf die Nerven damit, gerne in all ihren Teilen verschriftlicht werden zu wollen, und weil ich neben dem Studium sowieso nicht viel zu tun habe, werde ich mich da wohl dransetzen.